So einfach wie sich unsere Vision liest, so schwer wird die Mission sie zu erreichen. Mecklenburg-Vorpommern ist nach Schleswig-Holstein (und den Stadtstaaten) das waldärmste Bundesland in Deutschland mit rund 21% Flächenanteil Wald (Quelle: destatis 09/2022). Ursprünglich geht man davon aus, dass in Mitteleuropa Urwälder gar 98% der Flächen ausgemacht haben. Dass diese Reduktion nicht spurlos am Mensch und seiner Umwelt vorbeigeht liegt auf der Hand. Zum einen geht ein zusammenhängendes, großes Ökosystem mit samt seinen vielzähligen und großteils unentdeckten Tier- und Pflanzenarten verloren. Zum anderen ist Wald unser Sauerstofflieferant und der größte CO2-Speicher. Er beeinflusst das Lokalklima, da er mit verantwortlich für die Entstehung von Niederschlägen ist und gleichzeitig Wasserspeicher ist.
Daneben hat der Wald für den Menschen auch direkt eine Bedeutung als Rohstofflieferant. Holz ist ein beeindruckender Werkstoff, der zahlreiche Eigenschaften verbindet, die künstlich bisher nicht nachgeahmt werden können. Verbaut man Holz sinnvoll, lässt es sich endlos wiederverwenden. Wir brauchen Holz.
Letztlich finden wir im Wald auch Ruhe für Geist und Seele. Die positiven Auswirkungen auf den Menschen sind umfangreich beschrieben und lassen sich bei jedem Waldspaziergang selbst erleben. Nicht umsonst wird „Waldbaden“ teils von Ärzten verschrieben. Wenn man sich Zeit nimmt den Wald zu erleben, kann man vielleicht ansatzweise die Verbindung wieder aufbauen, die unsere Vorfahren zur Natur und insbesondere zum Wald hatten.
Das alles sind Gründe die uns antreiben, uns mit dem Naturwald e.V. für mehr natürliche
Wälder im Norden Deutschlands einzusetzen. Aber wie kommen wir dahin? Tatsächlich brauchen wir vorrangig mehr Flächenanteil. Der
Mensch muss an dieser Stelle von seinem persönlich beanspruchten Raum zurücktreten und einen Teil der Natur zurückgeben. Neben der Fläche geht es aber auch um die Qualität. Denn wer meint die
o.a. 21% Flächenanteil seien gar nicht schlecht, der muss beachten, dass die Definition von Wald sehr weit ausgelegt wird und es sich in Deutschland regelmäßig um Forste, d.h. entsprechend der
Landwirtschaft um intensiv bewirtschaftete Monokulturen handelt. Diese können die vorgenannten wichtigen Funktion nur rudimentär erfüllen.
Ursprüngliche Wälder gibt es in Deutschland so gut wie gar nicht mehr, da überall umfangreiche Eingriffe stattfinden. Der Weg zu ihnen ist schwer, denn Verkehrsinfrastruktur, Städte und die Zersiedelung sowie die Landwirtschaft benötigen immer mehr Raum. Selbst vor dem Hintergrund von „Klimaschutzaktivitäten“ werden u.a. sog. erneuerbare Energien gefördert. Mit Solarparks werden auch nützliche Flächen zur Stromerzeugung versiegelt. Hier kann kein Wald mehr entstehen. Auch Windkraftanlagen benötigen Fläche, stören das Ökosystem Wald, wenn sie unmittelbar darin aufgebaut werden oder stehen dem Wald gar entgegen, wenn die Rotorblätter aus Balsaholz gebaut wurden, wofür wiederum der Regenwald abgeholzt wird. Das Schutzbedürfnis, welches wir in Teilen für die letzten Urwälder der Welt aufbringen sollten wir nunmehr auch auf unsere lokale Umwelt übertragen. Auch hier gab es Urwälder und können wieder Urwälder entstehen!